Zurück auf Gottes kleinsten Kontinent

Die Anreise

Als wir am Mittwoch Morgen die Reise von Alex in Ehingen (bei Ulm) aus endlich starten. Sind die Wetteraussichten nicht die besten. Leichter Nieselregen kommt uns entgegen als wir vor die Haustür treten. Doch es hilft nix. „Schnell da durch!“ heißt die Devise – auf die andere Alpenseite. Die Strecke führt zügig über Bad Saulgau, vorbei an Ravensburg hin in Richtung Österreich. Da wir kein Autobahn-Pickerl kaufen wollen, müssen wir mit dem Stop-and-Go durch Österreich fertig werden. Am frühen Nachmittag haben wir das Fürstentum Liechtenstein erreicht. Das Schloss Vaduz reckt sich hoch aus dem dichten Laubwald am linken Berghang heraus.

Bild: Schloss Vaduz in Liechtenstein

Wir legen eine Kaffeepause ein und die Kellnerin erzählt uns, dass sie selbst gerade erst mit dem Motorrad aus Sardinien zurück gekommen sei. Es soll dort bereits sehr heißsein. Bald nach unserem Aufbruch beginnt es zu regnen. Die erste Gelegenheit für Steffi, ihren neuen Regenkombi und die Überziehstiefel auszuprobieren, die wir noch am Tag der Abfahrt in Trier gekauft haben. Sie sieht dem Michelin-Männchen schon ein bisschen ähnlich darin;-!

Bild: ein Michelin-Frauchen?

Die Strecke führt uns über Chur nach Andeer und bald darauf über 21 Serpentinen den Splügenpass hinauf. Dieser befindet sich auf 2113 Meter Höhe und verbindet Splügen im schweizerischen Rheinwald mit Chiavenna auf der italienischen Seite. Als wir endlich oben angekommen sind, erwarten uns Schnee, Schneeregen und Kälte. Trotz des ungastlichen Empfangs halten wir an, um einige Fotos zu machen. Hier oben befindet sich nur die ehemalige Grenzstation, ein Restaurant oder ähnliches, in dem wir uns aufwärmen können, existiert leider nicht.

Bild: Schneetreiben auf dem Splügenpass

Deshalb halten wir uns nicht lange hier auf und sind bald wieder unterwegs. Zwischen der Passhöhe und Chiavenna geht es auf einer Strecke von etwa 30 Kilometern ca. 1.800 m hinunter. Sie führt uns vorbei am Lago di Montespluga,

Als wir auf der anderen Seite in Campodolcino ankommen, ist der Himmel wieder blau und die Sonne strahlt über dem Stausee, der uns zum Anhalten einlädt. Regenkombi und Überziehstiefel können tatsächlich wieder ausgezogen werden und die Weiterfahrt auf trockenen Straßen bereitet endlich wieder Spaß. Es erwarten uns noch einige kurvige Kilometer und Tunneldurchfahrten bis wir abends im schönen Bellano am Comer See das Motorrad abstellen können und im Hotel All´Orrido, Via XX Settembre, 19, 23822 Bellano (Lecco) für 45 EUR inkl. Frühstück ein Zimmer bekommen (Waschbecken und Dusche im Zimmer, Toilette und Bad im Flur).

Bild: Es erwarten uns noch einige kurvige Kilometer und Tunneldurchfahrten

In einer Pizzeria essen wir zu Abend und genießen beim anschließenden Spaziergang entlang der Uferpromenade die schönen Ausblicke auf die Gebirgszüge auf der gegenüberliegenden Uferseite. Wir laufen vorbei an einigen alte Villen. Schön geschnittene Platanen, die sich fast die Hand zu geben scheinen, zieren die Promenade und der alte Ortskern von Bellano überzeugt uns mit seinen dunklen Gassen, den hübschen Hinterhöfen und seinen pittoresken Häuserfassaden.

Bild: Hafen von Bellano

Ganz so, wie der Tourist sich Italien vorstellt. Die Lokale bieten mehr oder weniger typische Gerichte der Region an, Fisch aus dem Comer See und auch aus der umliegenden Bergwelt, vor allem des Valsassina. Vorherrschend ist jedoch die internationale mediterrane Küche.

Die ersten Kilometer entlang des Comer-Sees am Donnerstag Morgen machen noch Spaß trotz der vielen Tunnel. Um Milano herum wird es das Fahren jedoch wegen des starken Verkehrs nervig, Als wir nachmittags endlich die Toskana erreicht haben, legen wir die erste Pause ein und genießen von einer Wiese aus die Aussicht auf die sanft geschwungenen Berge des Val di Taro unter uns.

Bild: Toskana-Impressionen

Als wir dann am späten Nachmittag endlich die Küste hinter Carrara erreicht haben, sind wir beide ziemlich geschafft. Steffi hat Schmerzen im Knie und wir so legen wir erst einmal eine kleine Pause am Strand ein, suchen ein Plätzchen unter einem Sonnenschutz, ziehen die Schuhe aus und lutschen ein Eis.

Bild: Endlich an der Mittelmeerküste hinter Carrara

Wir beschließen wegen des Verkehrsaufkommens hier an der Küste das letzte Stück nach Livorno über die Autobahn zurückzulegen.
Am Fährhafen angekommen, erfahren wir, dass die Fähre erst um 23:30 Uhr ablegt. Wir haben noch über drei Stunden Zeit bis zur Abfahrt. Das Ticket ist schnell besorgt. Es kostet uns heute 155 EUR, ein Kabinenticket würde weit über 300 EUR kosten, so dass wir auf diesen Luxus für die 7stündige Überfahrt gerne verzichten.

Bild: Steffi im Hafen von Livorno

Leider ist das Restaurant im Ticketgebäude nicht offen, so dass wir uns vor das Bistro am Hafeneingang setzen, wo es allerdings nur Mikrowellenfutter gibt. Doch zur Not geht auch das! Wir machen es uns bequem, trinken unser erstes sardinisches Ichnusa-Bier und beobachten das Geschehen im Hafen.

Viele andere Motorradfahrer wollen so wie wir noch heute Abend mit der mit bunten Disney-Figuren wie Tweety, Jerry oder Bugs Bunny bemalten Moby-Line-Fähre nach Sardinien aufbrechen. Gegen 22 Uhr kommt Unruhe auf und die ersten Fahrzeuge bewegen sich in Richtung Kai. Endlich geht das Embarking los. Die Motorradfahrer bilden eine eigene Warteschlange. Interessante und weniger interessante Motorräder samt Besatzung sind darunter. Der typische Smalltalk während des Wartens findet statt, doch dann geht es endlich los und wir können mit unserem Motorrad in die Fähre fahren. Schnell ist alles verzurrt und das Nötigste für die 7stündige Überfahrt unter dem Arm.

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