Sizilien 2009

Richtung Ätna

Wegmarken: Contrada Canisello  - Noto - Avola - Siracusa - Augusta - Lentini - Adrano - Zafferana Etnea - Via Vecchia Mulini (... zur heutigen Strecke)

Als wir am Dienstag wach werden ist es schon 24°C warm. Auch in der Unterkunft in Noto werden wir beim Frühstück wieder einmal verwöhnt, diesmal mit mehreren Sorten selbstgemachter Marmelade, Brot, Croissants, Keksen und Datteln. Als mich der Besitzer das Motorrad bepacken sieht, fängt er an von seiner alter 450 Honda von 1971 zu erzählen. Mit Händen und Füßen macht er mir verständlich, wie er damals mit seiner Frau die Gegend unsicher gemacht habe. Er öffnet eine große Tür zu einem Schuppen, und tatsächlich steht dort verstaubt in einer Ecke ein Oldtimer, nach dem sich so mancher Sammler die Finger lecken würde. Sie würde auch noch laufen, was ich aufgrund eines Blickes unter die Sitzbank jedoch kaum glauben mag.

Am Stadtausgang von Noto muss ich auf einer ansteigenden Straße hinter einem Bus anhalten. Die Bahnunterführung ist zu schmal, um zwei größere Fahrzeuge hindurch zu lassen und der Busfahrer lässt deshalb den Bus trotz meines Hupens zurück rollen, um das entgegen kommende Fahrzeug hindurch zu lassen. Dass ich hinter ihm stehe, scheint er nicht gesehen zu haben. Auch mein Hupen wird ignoriert. Zum Glück rollt das hinter mir befindliche Fahrzeug ebenfalls abwärts. So kann ich mich ebenfalls zurück rollen lassen und werde nicht zwischen den beiden Fahrzeugen eingequetscht. Bloß nicht drüber nachdenken und weiter fahren, Ziel: Siracusa

Syrakus befindet sich an der Ostküste Siziliens. Während der Antike war Syrakus Jahrhunderte über die größte und mächtigste Stadt von Sizilien. Die bemerkenswerten Zeugnisse der Vergangenheit führten dazu, dass die UNESCO im Jahr 2005 Syrakus mit der Nekropolis von Pantalica zum Weltkulturerbe erklärte.

Wir besuchen die größte und bedeutendste Ausgrabungsstätte von Syrakus. Der heutige archäologische Park Neapoli war in der Antike die Neustadt. Sie entstand während der Blütezeit von Syrakus, als sich hier immer mehr Menschen ansiedelten. Inmitten von Neubausiedlungen findet man heute das besterhaltene Bauwerk des Parks, das Teatro Greco, welches im 6. Jh. v. Chr. erbaut wurde. Später erweitert, bietet es Platz für 15.000 Zuschauer. Im Sommer finden heute noch Theateraufführungen und Konzerte statt. Gerüste und Sitzflächen sind über den Steinen montiert.

Teatro Greco in Siracusa

Bemerkenswert ist auch der größte Steinbruch Latomia del Paradiso, der Paradiessteinbruch, mit einer künstlichen Felshöhle, das „Ohr des Dionysios“, mit 64 m Länge, 20 m Höhe und 11 m Breite.

Das Anfiteatro Romano schufen die Römer im 3.Jh. n. Chr. mit 140 m Länge und 119 m Breite. Sie brauchten mehr Platz für Gladiatorenkämpfe und Spiele. Auch die Darstellung von Seeschlachten war möglich, denn der Bühnenraum ließ sich mit Wasser füllen.

Als wir zum Motorrad in der Nähe des Eingangs zum archäologischen Park zurückkommen, müssen wir feststellen, dass jemand an unserer Gepäckrolle genestelt hat. Doch es fehlt zum Glück nichts. (Also ich vermute ja den Hundebesitzer, der in der Nähe seinen Kleinen gerade Gassi führte - hat alles Methode!)

Die anschließende Strecke entlang der Küste nach Augusta ist ziemlich uninteressant. Große rostige Raffinerieanlagen liegen am Weg und wirken wenig einladend. In Adrano legen wir eine Kaffeepause ein und beobachten, dass keiner der vorbeifahrenden Autofahrer angeschnallt ist. Eine auf einem Roller vorbeifahrende Familie mit Vater, Mutter und Tochter fährt natürlich ohne Helm. Verkehrsregeln scheinen hier im Süden Italiens wirklich nur Empfehlungen zu sein!

Wir umfahren die zweitgrößte Stadt Siziliens Catania in einem weiten Bogen. Die Temperatur ist auf über 30° C gestiegen. Olivenhaine liegen am Weg und später tuckern wir auch an wohlriechenden Zitronen- und Orangenplantagen vorbei. Kleinere, vermutlich zur Wasserförderung benutzte Windmühlen stehen in regelmäßigen Abständen in den Plantagen. Irgendwann taucht er dann vor uns auf. Zunächst nur eine Ahnung, die sich jedoch mit jedem Kilometer, den wir weiter vorrücken, verfestigt: der größte aktive Vulkan Europas, der Ätna.

Ätna-Blick hinter Catania

Je näher wir ihm kommen desto klarer wird die Sicht auf ihn. Als wir am späten Nachmittag vor seiner Westseite stoppen, halten wir es zunächst für eine gewöhnliche Wolke am Himmel, die über ihm steht.

Ätna - an der Westseite

Doch schon bald erkennen wir, dass diese vom Ätna selbst produziert wird. Er stößt tatsächlich kontinuierlich Dampf aus. Bereits seit der Antike hat er geraucht und gebrodelt und mit seinen Lava-Ausbrüchen viele Zerstörungen angerichtet. Letztmalig im Jahr 2004 spie er bedrohlich Feuer. Trotz allem ist und war die Region um den Ätna immer stark besiedelt, da vulkanische Erde auch außerordentlich fruchtbar ist. Bis Adrano fahren wir auf einer Bundesstraße in einem Bogen gegen den Uhrzeigersinn um den Vulkan herum. Dann versuchen wir, dem Gipfel noch näher zu kommen und finden tatsächlich einige kleinere Wege hinein in den Ätna-Nationalpark.

unterwegs durch den Ätna-Nationalpark auf der Westseite des Ätna

Der einspurige Weg führt durch dicke Lavabrocken stetig bergan. Nur wenig Grün zeigt sich in dieser schwarzen Wüste. Irgendwo mitten in dieser dunklen Einöde sehen wir in einiger Entfernung tatsächlich noch? oder wieder? ein einzelnes Haus stehen. Der Weg endet vor einer Halde aufgeschütteter Lavabrocken.

Rauchwolken aus dem Ätna

Wir drehen um und versuchen einen anderen Zugang. Doch auch hier ist nach wenigen Hundert Metern Schlängelei die Weiterfahrt blockiert. Wahrscheinlich besser so. Erneut kehren wir um. Die Nationalstraße führt uns in östliche Richtung durch weite Lavafelder in vielen Serpentinen hinauf bis zur Seilbahnstation auf ca. 1900 m Höhe, wo es wesentlich kühler geworden ist. Unvorstellbar ist die Menge der hier liegenden Lava. Hier auf Höhe der Seilbahnstation gibt es den Krater Silvestri.

Blick auf den Crateri Silvestri

"Schlittenfahren verboten" steht auf einem der Schilder, die unten am steil ansteigenden Kraterhang stehen. Wir laufen den Krater hinauf und haben von hier oben eine fantastische Aussicht über weitere Nebenkrater, die sich etwas weiter unterhalb im Licht der untergehenden Sonne erkennen lassen.

Ausblick vom Crateri Silvestri aus

In Zafferana Etnea finden wir die Unterkunft GiuGiò: Hier können wir diesmal sogar das Motorrad in die Garage stellen. In der Pension hängt eine große Übersichtskarte zu den verschiedenen Kratern hier in der Gegend:

Übersicht über die diversen Ätna-Krater

Wir sind beide schon gespannt auf den nächsten Tag, wenn es wieder hinauf gehen soll, und diesmal möglichst hoch, auf den Vulkan...

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